Viren gehören neben Bakterien zu den häufigsten Krankheitserregern. Das Immunsystem wehrt die Eindringlinge häufig ab, ohne dass der Betroffene Symptome zeigt. Es gibt jedoch Viren, die das Immunsystem nachhaltig angreifen und so einen erworbenen Immundefekt auslösen können.

Lesen Sie hier, welche Viren in der Lage sind, einen Immundefekt zu verursachen und welche Langzeitfolgen dabei häufig auftreten.

Humanes Immundefizienz-Virus (HIV)

In Kürze: Das HI-Virus löst bei infizierten Personen eine Immunschwäche aus. Dies gelingt dem Virus, indem es nach und nach die sogenannten T-Helferzellen zerstört. Als Folge entwickeln Betroffene das erworbene Immunschwächesyndrom (englisch „Acquired Immunodeficiency Syndrome“; AIDS). 

Im Körper dringt das Virus in T-Helferzellen ein und vermehrt sich rasch, indem es die T-Helferzellen sozusagen umprogrammiert. Diese übernehmen also nicht mehr ihre eigentlichen Aufgaben, sondern produzieren neue HI-Viren.
Sobald die neu entstandenen HI-Viren die T-Helferzellen verlassen, sterben diese ab. Da diese Immunzellen wichtige Funktionen bei der Immunabwehr haben, wird das Immunsystem geschwächt. Betroffene können Grippe-ähnliche Symptome wie Müdigkeit oder Fieber aufweisen. Erst ein bis zwei Monate nach der Infektion kann das Immunsystem durch Neubildung von T-Helferzellen die Zahl der HI-Viren im Körper (sogenannte Viruslast) verringern. Es gelingt ihm jedoch nicht, die HI-Viren gänzlich zu beseitigen. In dieser Phase der täglichen Auseinandersetzung des Immunsystems mit den HI-Viren entwickeln Infizierte meist keine Symptome. Erst wenn das belastete Immunsystem nicht mehr in der Lage ist, die Virusvermehrung einzudämmen, kommt es wieder zu Symptomen. Dazu gehören Nachtschweiß, Gewichtsverlust, geschwollene Lymphknoten oder Gürtelrose. 

Ohne Therapie führt diese Schwächung des Immunsystems nach und nach zum erworbenen Immunschwächesyndrom (AIDS). Die Anzahl der T-Helferzellen ist in dieser Zeit so stark gesunken, dass das Immunsystem auch andere Krankheitserreger nicht mehr abwehren kann. Betroffene leiden an häufigen und schweren Infektionen mit üblicherweise harmlosen Krankheitserregern, insbesondere an Lungenentzündungen oder Infektionen durch Pilze. Eine sogenannte antiretrovirale Therapie (also gegen das Hi-Virus wirksame Medikamente) kann das Immunsystem unterstützen, indem sie die Anzahl der Viren im Körper senkt.
 

Masern-Virus

Das Masern-Virus schwächt das Immunsystem zweifach. Zum einen infiziert es direkt die für die Immunabwehr wichtigen sogenannten Lymphozyten und zerstört sie. Dies macht den Körper anfällig für Begleitinfektionen durch andere Krankheitserreger. Zum anderen kann das Masern-Virus einen Monate bis Jahre anhaltenden Immundefekt verursachen. Betroffene werden so nach der überstandenen Masern-Infektion häufiger krank. 

Der Immundefekt entsteht durch die Zerstörung sogenannter B-Gedächtniszellen (eine Unterform der Lymphozyten). Die B-Gedächtniszellen speichern Informationen über Krankheitserreger, die den Körper schon einmal infiziert haben. Sie sind sozusagen das Gedächtnis des Immunsystems. Das ermöglicht bei einer erneuten Infektion durch diese Erreger eine schnelle Reaktion des Immunsystems, indem dieses erregerspezifische Antikörper bildet. Durch die abgestorbenen B-Gedächtniszellen fehlen diese Antikörper und somit ist der Körper anfälliger für Infektionen.

Neben dem HI-Virus und dem Masernvirus gibt es weitere Viren, die Immundefekte auslösen können, zum Beispiel Viren aus der Gruppe der Herpesviren.