Innovative Ansätze in der Immuntherapie - Die Rolle des Infektmanagements unter CAR-T & Bispecifics für einen erfolgreichen Behandlungsverlauf

Die Expert:innen Prof. Marion Subklewe, Prof. Olaf Penack und Prof. Bastian von Tresckow berichten über die Rolle des Infektmanagements unter CAR-T-Zelltherapie und bispezifischer Therapie. Beleuchtet werden insbesondere die Herausforderungen und Strategien zur Behandlung von Risikopatienten und der Umgang mit Infektionen. Zudem wird die Wirksamkeit von Immunglobulinen zur Reduktion von Infektionen nach bispezifischer Therapie diskutiert. Neue Erkenntnisse zeigen, dass durch Immunglobulin-Substitution die Rate schwerer Infektionen nach bispezifischer Therapie signifikant reduziert werden kann. Alle Beiträge finden Sie hier als Webcast:

Infektionen, ein ernstzunehmendes Problem nach CAR-T – Wer sind die Risikopatienten?​​

Prof. Marion Subklewe
München

Video
Fazit zum Vortrag von Prof. Marion Subklewe

Die häufigste Nebenwirkung nach einer CAR-T-Zelltherapie ist die Hämatotoxizität, welche das Risiko für Infektionen erhöht. Diese Infektionen sind ein Hauptfaktor für die non-relapse Mortalität.
Es wird zwischen früher (Tag 0 bis 30 nach Transfusion) und später Hämatotoxizität (ab Tag 30) unterschieden. Neutropenien, die in der frühen Phase auftreten, können bakterielle Infektionen verursachen. In der späteren Phase sind die verzögerte Immunrekonstitution, CD4-Lymphozytopenie und B-Zell-Aplasie mit Hypogammaglobulinämie relevant, was das Risiko für opportunistische Infektionen erhöht.
Krankheits-, Patienten- und produktspezifische Faktoren können das Infektionsrisiko zusätzlich erhöhen.
Für Patienten mit erhöhtem Infektionsrisiko ist ein sorgfältiges Infektmanagement erforderlich, einschließlich PJP- und HSV- sowie CMV-Prophylaxe verbunden mit regelmäßiger und körpergewichtsadaptierter Immunglobulin-Substitution bei Hypogammaglobulinämie.

Infektmanagement-Strategien deutscher CAR-T-Zentren – Ergebnisse einer DAG-HSZT Umfrage

Prof. Olaf Penack
Berlin

Video
Fazit zum Vortrag von Prof. Olaf Penack

Es gibt in Deutschland erhebliche Unterschiede im Management von CAR-T-Patient:innen, insbesondere in den Bereichen Logistik, Behandlung des Cytokine Release Syndroms (CRS), der Neurotoxizität, der Infektionsprophylaxe und dem Zytopenie-Management.
Die Standardtherapie bei CRS und Neurotoxizität umfasst Tocilizumab und Steroide sowie teilweise zusätzlich bei schweren Fällen Anakinra. Die Dosierung von Anakinra variiert jedoch zwischen den Zentren.
Ein Viertel der Zentren verwendet standardmäßig intrathekale Chemotherapie zur Behandlung von Neurotoxizität nach CAR-T-Zelltherapie, obwohl es dazu nur wenige publizierte Daten gibt.
Einige Zentren haben einen stationären Aufenthalt von mehr als 14 Tagen nach der CAR-T-Zelltherapie, was im internationalen Vergleich, insbesondere mit den USA, lang ist.
Es besteht ein großer Bedarf an evidenzbasierten und harmonisierten Behandlungsrichtlinien, da die aktuellen Empfehlungen oft nicht ausreichend befolgt werden und auf Expertenmeinungen statt auf soliden Studiendaten basieren.

Wirksamkeit von Immunglobulinen zur Reduktion von Infektionen nach bispezifischer Therapie​ - Diskussion einer retrospektiven Analyse beim Multiplen Myelom

Prof. Bastian von Tresckow
Essen

Video
Fazit zum Vortrag von Prof. Bastian von Tresckow

Wie bei der CAR-T Zelltherapie besteht auch unter bispezifischen Antikörpern ein hohes Risiko für schweren Infektionen und Tod.
Die Immunglobulin-Ersatztherapie ist ein wichtiger Bestandteil der Behandlung bei Immunglobulinmangel, welcher bei einem Großteil der Patienten unter Anti-BCMA Antikörpertherapie insbesondere bei Ansprechen auf die Therapie auftritt.
Die retrospektive Studie Lancman et al. 2023¹ zeigt, dass unter Immunglobulin-Ersatztherapie die Rate schwerer Infektionen bei bispezifischer Anti-BCMA Therapie bei Patienten mit Multiplen Myelom um 90% gesenkt werden konnte.
Es besteht ein klarer Bedarf an weiterer Forschung, um zu bestimmen, welche Patienten wann und in welcher Dosierung Immunglobuline benötigen, da die aktuellen Leitlinien unspezifisch sind.

Zur Original-Publikation

Literatur
  1. Lancman G et al. Blood Cancer Discov. 2023; 4(6):440-451.
    https://aacrjournals.org/bloodcancerdiscov/article/4/6/440/729755/IVIg-Use-Associated-with-Ten-Fold-Reduction-of
    (letzter Zugriff: 18.06.2024).

EXA/DE/IG/0423